Europäer missbrauchen die Türkei um ihre Extremisten nach Syrien zu exportieren!

Ich rechne mich zu den eher Erdogan-Türkei-kritischen Zeitgenossen und bin gegen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei (Türkei zu groß, EU kaputt!) und auch gegen die geplante Visafreiheit, die zu einer „Entsorgung von unerwünschten Minderheiten in die EU“ durch mögliche Bürgerkriege des Erdogan-Systems führen könnte? Gerade deshalb will ich die Gelegenheit nutzen, hier einmal eine andere Sicht der Dinge, die der Türkei, zu schildern. Ein aktueller Artikel des THE GUARDIAN bietet sich hier geradezu an.

Die Türkei beschuldigt europäische Regierungen, versucht zu haben, ihr Extremisten-Problem nach Syrien zu exportieren! Die EU habe dabei dabei versagt ihre Grenzen zu kontrollieren und Zusagen, sicherheitsrelevante Informationen zu teilen und im Kampf gegen den Djihadismus zu kooperieren, nicht eingehalten.

Das Versagen wurde dem THE GUARDIAN durch türkische Stellen an Hand von mehreren dokumentierten Fällen belegt, wo ausländische Kämpfer mit Pässen, die in Interpol-Fahndungsdateien gelistet gewesen seien und Koffern voller Waffen und Munition von europäischen Flughäfen in die Türkei eingereist seien und nach ihrer Ausweisung durch die Türkei und deren Warnung an die entsprechenden europäischen Herkunftsländer dort einfach frei gelassen worden seien.

Die Frage ist schon erlaubt: Wer mit fragwürdigen Papieren und unerlaubtem Gepäck in der Türkei ankommt, der muss irgendwo in Europa unbehelligt in einen Flieger gestiegen sein!

„Wir (die Türken) haben den Verdacht, daß der Grund warum diese Leute zu uns kamen darin liegt, daß man sie in den Herkunftsländern los werden wollte!“

Dieses Gespräch des GUARDIAN mit türkischen Sicherheitskreisen fand VOR den Anschlägen des 22. März von Brüssel, aber nach den Anschlägen des 13. November 2015 von Paris statt.

Als ein typisches Beispiel wird jetzt für dieses Verhalten der europäischen Sicherheitsbehörden der von Erdogan geschilderte Fall des Selbstmord-Attentäters vom Brüsseler Flughafens Ibrahim El Bakraoui geschildert, der im vergangenen Juni Gaziantep festgenommen worden sei unter dem Verdacht als ausländischer Kämpfer in Syrien in den Djihad ziehen zu wollen. Die belgischen Behörden wurden über seine Festnahmein der Türkei informiert, erklärten aber keine Hinweise auf terroristische Verbindungen El Bakrouis zu kennen und wollten den Mann nicht zurück haben (obwohl der doch angeblich, wie anderen Ortes zu lesen war, wegen einer offenen Gefängnisstrafe international gesucht worden sei?) So wurde er von den Türken in die Niederlande geschickt, von wo er unbehelligt nach Belgien zurück kehrte!

Auch Frankreich sei über einen der Terroristen der Bataclan-Konzerthalle im Vorfeld in ähnlicher Weise gewarnt worden.

Wie es scheint, kehren die Türken die ständigen Vorwürfe der Europäer wegen lascher Sicherheitsmaßnahmen bei der Einreise von Extremisten in die Türkei einfach um?

Dabei sind tausende Djihadisten unbestritten durch die Türkei nach Syrien eingereist, aber die Europäer haben das nach türkischer Ansicht so eingefädelt…

Russlands Präsident Putin warf Erdogan nach dem Abschuss der russischen SU-24 über Syrien sogar öffentlich vor, Komplize der Terroristen zu sein.

Die Türkei habe seit 2015 ihre Grenzkontrollen massiv verstärkt, während in Europa das Chaos weiter gehe.

So sei ein Norweger aus Oslo unbehelligt in die Türkei ausgeflogen, in dessen Gepäck sich ein Kampfanzug, ein Erste Hiilfe Paket, Messer, Gewehrmagazine und Teile eines AK-47 Kalashnikov-Sturmgewehres befunden hätten!

Zwei Monate später sei ein Deutscher unbehindert über Paris in die Türkei geflogen, der eine kugelsichere Schutzweste, militärische Tarnungsgegenstände und Ferngläser im Gepäck gehabt habe.

2013 sei ein dänischer Doppelstaatler beim Überschreiten der türkisch-syrischen Grenze festgenommen und nach Kopenhagen zurück geschickt worden.  Dort habe er von den Dänen neue Papiere bekommen und sei erneut nach Syrien aufgebrochen!

Ein Brite sei im gleichen Jahr unbehelligt von London nach Istanbul geflogen, dessen Pass in einer Interpol-Liste gestohlener oder verlorener Pässe eingetragen gewesen sei!

Im Falle eines Franzosen habe dessen Schwester im Vorfeld der Reise die Türken von der Absicht ihres Bruders informiert, sich radikalen Gruppen anzuschließen. Die Türken alarmierten  die Franzosen, doch diese ließen den Mann dann doch problemlos in die Türkei ausreisen.

Die Türkei habe von den Europäern seit 2012 entsprechende Informationen gefordert um Djihadisten an der Einreise in die Türkei hindern zu können. Das funktioniere erst in jüngster Zeit einigermaßen gut. Jetzt gäbe es in der Türkei immerhin eine Liste mit 38.000 Namen potentioneller Gefährder, denen die Einreise verwehrt werde. 3.200 seien bereits abgewiesen worden.

Die Europäer misstrauten Erdogan wegen dessen islamistischen Wurzeln. Die Türkei sei aber auf Zusammenarbeit angewiesen habe sie doch in Europa keine(?) eigenen geheimdienstlichen Erkenntnisse. Doch die Europäer spielten das „Blame-game“ und beschuldigten lieber die Türkei als selbst ihre Hausaufgaben zu machen. Aus der Umkehrung der Vorwürfe spiegelt sich ein tiefes gegenseitiges Misstrauen von Ländern, die in Sicherheitsfragen zusammen arbeiten sollten, sich aber gegenseitig für einen Teil des Problems halten. Das kann, das wird so wohl nicht funktionieren?

Woher kämen ISIS (IS) und Al Nusrah? Von Al Khaida im Irak. Die Türkei habe sie nicht geschaffen. Wir (die Türken) haben unser Grenzen nicht ausreichend bewacht, aber der Hauptfehler war es, der Führung der USA und der EU zu folgen. (Und wenn mal an der syrischen Grenze türkische Polizei eine aus Granaten und Waffen bestehende „Hilfslieferung“ des MIT an die syrischen Rebellen entdeckt und türkische Journalisten „die Frechheit besitzen“ darüber zu berichten, dann steckt man sie als Spione ins Gefängnis und schafft die Pressefreiheit gleich ganz ab!)

Der New America Thinktank aus Washington untersuchte eine Probe von 604 Djihadisten aus 26 westlichen Staaten die sich in Syrien und dem Irak dem IS oder anderen islamistischen Gruppen anschlossen. Rund 15%, einer von 7 Kämpfern war weiblich, eine Kämpferin und durchschnittlich 22 Jahre alt, während das Gesamtdurchschnittsalter bei 25 Jahren lag. Fast 20% waren unter 20 Jahre alt und von denen über ein Drittel Frauen! Die zahlreichen Rückkehrer nach Europa stellten ein erhebliches Risiko für Europa dar, das es in dieser Form für die USA nicht gäbe. Na, dann machen die USA ja wohl alles richtig?

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http://www.theguardian.com/world/2016/mar/25/turkish-officials-europe-wanted-to-export-extremists-to-syria

2 Responses to Europäer missbrauchen die Türkei um ihre Extremisten nach Syrien zu exportieren!

  1. almabu sagt:

    Erdogan hat zunehmend auch einen Ruf als Kritiker deutscher Satire-Clips in einschlägigen Sendungen. Der folgende Beitrag aus extra 3 im NDR soll ihm gar nicht gefallen haben:

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  2. almabu sagt:

    Bei der Nachbetrachtung der Fehler der belgischen Polizei- und Sicherheitsapparate beim „Handling“ der Terroranschläge von Brüssel tauchte ein altes, sattsam bekanntes Thema wieder einmal auf, der Alkohl im Dienst!

    Bei einer Krisensitzung der Polizei musste einer der Teilnehmer einem Alkoholtest unterzogen werden, der Mann wurde vom Dienst suspendiert und von seinen Kollegen fürsorglich nach Hause gebracht…

    Es gibt eine 76-seitige interne Studie vom Herbst 2015, die das Ausmaß und den Grad des regelmässigen Verstosses gegen das Alkoholverbot im Dienst dokumentiert:

    Es gäbe Polizisten, die von Morgens bis in die Nacht hinein, vor aller Augen tränken und dies Problem sei allgemein bekannt.

    Vielleicht ist das der wahre Grund, warum in Brüssel nach 21 Uhr keine Hausdurchsuchungen und Festnahmen mehr erfolgen dürfen?

    Die Kollegen sind dann einfach „zu stramm, sind hackedicht“…

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