Macht doch was ihr wollt, ihr Briten!

Das BREXIT-Referendum steht vor der Tür und viele Europäer – darunter auch ich – haben sie zum Verbleib aufgefordert und sich mehr oder weniger rührende Liebeserklärungen abgerungen. Kommt das alles nicht viel zu spät? War der Schaden nicht bereits angerichtet, lange vor dem Mord an Jo Cox?

Nehmen wir einmal an, die Gegner eines BREXIT, also wir, gewännen dieses Referendum. Gehen wir – und besonders die Briten – dann zur Tagesordnung über, so als sei nichts geschehen im letzten halben Jahr? Ist das UK nicht in zwei annähernd gleich große Hälften gespalten? Werden Nigel Farage, Boris Johnson und ihre Anhänger über Nacht zu glühenden Anhängern der EU, dieser EU? Ist die neoliberale Angela Merkel nicht die (un)heimliche Verbündete des US-Putsches in der Ukraine, des BREXITs, der NATO-Kriegstreiberei und des Russland-Bashings zu Lasten der Deutschen und ihrer Wirtschaft?

Soll ein „positives Ergebnis“, also der Verbleib des UK in der EU nicht trotzdem zu Verhandlungen über die künftigen Konditionen des UK, als Druck- und Erpressungsmittel benutzt werden?

Diese EU hat schon einmal angekündigt hart zu bleiben, unverschämten UK-Forderungen standhaft zu trotzen, wirklich? Ein paar „alternativlose“ Kompromisse wird man schon eingehen müssen, ist klar, doch zu wessen Lasten?

Wollen wir eigentlich diese EU der „neoliberalen Wirtschaftsversteher“, der Abwärtsspiralen erzeugenden Sozialstandard-Vernichter? Wem gehört die eigentlich? Den Menschen, ihren Einwohnern ganz offenbar nicht.

Die inhaltlichen Grundlagen und die demokratischen Prozesse dieser EU müssen geklärt werden. Die Zeiten einer bürokratischen Juncker-Diktatur müssen vorbei sein, der letztlich doch auch nur der Befehlsempfänger von Washington ist, wie CETA und TTIP zuverlässig zeigen. Aggressive Erweiterungspläne, stets analog der NATO folgend, sind zunehmend eine Gefahr für Europa und die ganze Welt.

Diese EU von 28 blühenden Nationalismen braucht die Welt nicht. Auch die Rolle Deutschlands, seiner Wirtschaft und der von ihr abhängenden Politik in Europa muss hinterfragt werden. Es kann nicht sein, daß die künftigen Generationen der EU-Südschiene zu Arbeitslosigkeit, Armut, Elend und Hunger verdammt sind, wegen der Stabilitätspolitik eines Juristen, der anscheinend wenig von Wirtschaft versteht!

Die Briten, das UK, sind also mal wieder nur Trendsetter in Europa. Das eigentliche Problem nach Aussen sind die NATO, sprich die USA. Nach Innen stehen wir womöglich vor einer weiteren Französischen Revolution, welche die Kleingeister Valls und Hollande noch nach Kräften anfeuern. Wer dabei das Spiel von Washington spielen möchte, der muss nur den 28 Nationalismen nachlaufen. Sie lösen kein einziges der anstehenden Probleme, werden aber eher kurz- als mittelfristig zu einer politischen Kernschmelze in der EU führen und über dem Teich lehnt man sich genüßlich zurück und hält sich vor Lachen den Bauch…

5 Responses to Macht doch was ihr wollt, ihr Briten!

  1. almabu sagt:

    In einer Umfrage des FIGARO wollte nur ein Drittel der Befragten, daß England in der EU bleibt! Zwei Drittel hingegen sagten nur „adieu“. Gleichzeitig will aber eine Mehrheit der Franzosen inzwischen selbst raus aus der Bruxelleocratie, ein FRANCESORTIE sozusagen!

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  2. Da sagt:

    Gratuliere, das war ein selten guter Kommentar.

    Das Problem ist, dass die Brexitiere (zumindest Boris Johnson) gerade den Weg für TTIP usw. frei machen wollen, und sehen die EU als Hindernis. Souveränität und so… ja, eine von vielen Ungereimtheiten in dieser unsäglichen Debatte. Ich hätte es auch gern, dass GB bleiben würde, GB würde dann aber leider weiterhin kaum eine positive Rolle in den notwendigen Reformen spielen. Das sind gerade die Neoliberalen.

    Wie auch immer das alles ausgeht, wird die Hälfte der Briten immer das andere Ergebnis gehabt haben wollen. Andererseits: In GB sind die Fronten wenigstens bis Ende der Woche geklärt, über Farage & Co. wird man nur noch lachen. Anderswo gerade eben nicht.

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    • almabu sagt:

      Stimmt! Das Thema wird nächste Woche nicht erledigt sein, egal welche Seite gewinnt. Bei einem BREXIT sollen auf zwei Jahre begrenzte Trennungs-, Abwicklungsverhandlungen folgen. Gibt es dann kein Ergebnis erfolgt ein ungeregelter Abbruch. Da steckt erhebliches Konfliktpotential drin… Nachbarn bleiben wir trotzdem. Geschäfte machen wollen wir auch miteinander, denke ich? Aber Konflikte in einer in/out-Konfrontation auszutragen scheint mit unnötig emotional aufgeladen. Da wäre es mir schon lieber, wir tragen unsere Konflikte offen, von Angesicht zu Angesicht, IN einem Gremium aus das zu einem Kompromiss gelangen will/muss. Ein BREXIT wäre aber mit Sicherheit ein Signal in Richtung Benelux-Staaten und Skandinavien…

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  3. almabu sagt:

    Die NYT geht in ihrem jüngsten BREXIT-Artikel auf den (unnötigen!) Folgeschaden ein, den „Calamity-Dave-Cameron“ mit seinem Referendum angerichtet habe, das offensichtlich zur Spaltung der Gesellschaft im UK geführt habe. Sollte er das Referendum verlieren, werde er sich kaum auf seinem Sessel halten können, was er anscheinend vor hat? Selbst wenn er gewänne, dann habe sich damit keines seiner ursächlichen Probleme gelöst, die ihn 2015 dazu verleiteten dieses Referendum zu starten:

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  4. almabu sagt:

    Ein gültiges Referendum sollte drei Kriterien aufweisen:
    1.) Alle Betroffenen, nicht nur die Begünstigten, sollten abstimmen!
    2.) Die Beteiligung sollte mindestens 2/3 der Berechtigten umfassen.
    3.) Das Ergebnis wird nur gültig wenn sich mindestens 2/3 der Wähler FÜR das Referendum aussprechen.

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