Iranbesucher Erdogan geht auf Distanz zur EU.

Im Vorfeld dieses Besuches gab er in Istanbul dem britischen GUARDIAN ein Interview bei dem einigen die Ohren geklungen haben müssten? Der türkische Premierminister nannte den Iran und dessen Präsidenten Ahmadinedschad Freunde, die von den USA und den Europäern unfair behandelt würden. Als geprägt von Vorurteilen gegenüber der Türkei nannte er speziell Frankreich und Deutschland:

(Zitat GUARDIAN:) „Among leaders in Europe there are those who have prejudices against Turkey, like France and Germany. Previously under Mr Chirac, we had excellent relations [with France] and he was very positive towards Turkey. But during the time of Mr Sarkozy, this is not the case. It is an unfair attitude. The European Union is violating its own rules. Being in the European Union we would be building bridges between the 1.5bn people of Muslim world to the non-Muslim world. They have to see this. If they ignore it, it brings weakness to the EU.“

Diese Meinung Erdogans ist zwar nun nicht mehr neu, aber gerade im Zusammenhang mit dem Nabucco-Pipeline-Project der EU fragt man sich schon, wer denn dieses Gasrohr füllen soll? Die zentralasiatischen Länder haben GAZPROM-Verträge und der Iran gilt zunehmend als zu boykottierendes, feindliches Land. Oder hat man den Einmarsch in den Iran bereits einkalkuliert, bei der Planung von Nabucco? Diese geplante Pipeline ist schon in der Vergangenheit genutzt worden um der EU zu drohen. Wie wird es erst sein, wenn sie einmal in Betrieb ist? Wird die Türkei verlässlicher sein als die Ukraine? Daran darf man zumindest leise zweifeln! Das Druckmittel würde noch gesteigert, durch die von den Russen, den Türken und den Italienern geplante Southstream-Pipeline. Auch sie würde durch die Hoheitsgewässer der Türkei führen.

Nabucco: Wer soll das Rohr füllen, Joschka etwa?

Wer soll das Rohr füllen?


Nebenbei gesagt hat die Türkei, während Europa wie ein Mantra vom Boykott des Iran faselt, ihre Geschäfte mit dem Iran auf Rekordhöhe gesteigert. Diese Landgrenze ist offen und steht auch den Russen im Transit zur Verfügung. Ein Boykott wäre unter diesen Umständen eine leere Drohung. Auch in Pakistan und Afghanistan würde man ein Zusatzgeschäft sicher gerne mitnehmen?

Ferner überraschte er mit der Aussage, dass die Politik der USA in dieser Region nicht von Israel diktiert würde. Die strategische Allianz zwischen Israel und der Türkei bestünde fort, trotz des Israelischen Außenministers Lieberman, der Gaza den Einsatz nuklearer Waffen angedroht habe:

(Zitat GUARDIAN:) They are unlikely to impress Israel, which has warned that Erdogan’s criticisms risk harming Turkey’s relations with the US.
Erdogan dismissed the notion, saying: „I don’t think there is any possibility of that. America’s policy in this region is not dictated by Israel.“
He insisted that the Turkey-Israel strategic alliance – which some AKP insiders have said privately is over – remains alive but chided the Israeli foreign minister, Avigdor Lieberman, who he said had threatened to use nuclear weapons against Gaza.

Alles in allem ein recht entspannter, selbstbewusster Erdogan, der sich längst nach allen Himmelsrichtungen orientiert, anstatt nur nach Westen, zur EU, zu schauen!

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