Live-Debatte: Le Pen vs. Macron

Vier Tage vor dem Zweiten Wahlgang zur Französischen Präsidentschaftswahl findet heute Abend von 20:55 Uhr bis 23:50 Uhr die größte und womöglich entscheidende Live-Debatte der beiden Kandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron statt.

Wer die französische Sprache versteht und sich für die Politik unseres wichtigsten Nachbarlandes interessiert, der sollte mit diesem Link LIVE daran teilnehmen können:

http://www.streaming-hub.com/france-2-live/

http://www.france2.fr/direct

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Nachklapp:
Etwas ratlos, nach dem frühen Ausschnitt der Diskussion, den ich sah? Für meinen Geschmack waren beide zu aufgeregt, fielen sich ständig undiszipliniert ins Wort und Macron wirkte zeitweilig durch die aktivere, aggressivere, dabei hämisch wirkende Le Pen wie ein getriebener Musterschüler und etwas Rechthaberisch in seinen Versuchen mit hoher Stimme Fakten in der Debatte unterzubringen, die gut am Tresen einer Kneipe hätte stattfinden können. Ich habe nicht jedes Wort verstanden, dafür ist mein Französisch bei weitem nicht gut genug, hatte am Ende meines Ausschnitts der Diskussion das Gefühl, daß man in einer solchen Hektik bestenfalls die eigene Gefolgschaft überzeugen kann, oder Gefühle wie Mitleid oder Abneigung erzeugen kann, kaum aber neue Wähler gewinnen? In einer ersten Umfrage hielten 65%, fast zwei Drittel, Macron dann auch für überzeugender als Le Pen. Das bedeutet, er hätte im Vergleich zu den seit langen bekannten Umfragewerten 60% : 40% leicht zugelegt.

 

9 Responses to Live-Debatte: Le Pen vs. Macron

  1. almabu sagt:

    Den „Klopper des Abends“ brachte aber Marine Le Pen, so las ich heute früh, mit der Aussage, „daß Frankreich künftig auf jeden Fall von einer Frau regiert werden würde, entweder von ihr, oder von Frau Merkel“!

    Sie ging übrigens mit dem jugendlichen Aussehen und dem Alter Macrons so um, daß sie ihn entweder als Klon von François Hollande, oder als willenlosen Helfer Angela Merkels und der Finanzwelt karrikierte und diese Attribute ihres Konkurrenten so ins Negative verkehrte!

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  2. almabu sagt:

    Die französischen Medien melden am Morgen danach übereinstimmend, daß Marine Le Pen überwiegend Stimmungen bedient habe, allerlei Missstände angesprochen, keinerlei Lösungen angeboten habe, die über die Erlösung der Franzosen durch ihre Präsidentschaft hinausgingen. Selbst ihr Ton war sehr schlicht, vermutlich auf ihre Klientel abgestimmt, denn es wäre wirklich schwer zu glauben,daß dies das normale, das wahre Niveau dieser Rechtsanwältin sei?

    Macron hingegen war meist in der Defensive, versuchte mit aufgeregt hoher Stimme und wirtschaftlichen Fakten zu punkten und sprach eigentlich mehr den Verstand an als die Gefühle. Man wird in vier Tagen wissen, wer, wessen Taktik dabei mehr Erfolg hatte?

    Prinzipiell scheint es mir in dieser Wahlkampfphase zu spät um mit Fakten zu argumentieren? Wer sich für Fakten interessiert, hat sich bereits entschieden! Wer jetzt noch schwankt, der unterliegt seinen Emotionen und kann wohl auf Faktenebene nicht mehr erreicht werden?

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  3. Jakobiner sagt:

    Also, wer der Sieger in diesem Duell war, ist wirklich schwer zu sagen. Le Pen nahm Macron als Vertreter des alten Systems, der Merkel-EU und der Rothschild-Finanzmächten ins Sperrfeuer, behauptete, er hätte islamistische Terrorvereine getroffen und als Verbündete, nutzte solche Bilder, dass Macron alles schliessen würde von Krankenhäusern bis Kindergärten und Betrieben, aber eben nicht den Grenzen.Macron war zumeist in der Defensive, konnte fast nur erwidern, die stärkste Stelle war, als Le Pen ins Schwimmen kam, als sie die Beibehaltung des Euros für Großunternehmen und des Francs für Kleinunternehmen forderte und Macron hier klar zeigen kann, welch volkswirtschaftlicher Schwachsinn dies ist, wie auch Le Pen den Ecu als Modell zitierte, Macron aber richtig darauf hinwies, dass dieser eine Referenzwährung und Verrechnungseinheit innerhalb des Europäischen Währungssystems war und kein Zahlungsmittel–da zeigte sich Le Pens völlige ökonomische Ignoranz und da war sie völlig blank. Aber umgekehrt wich Macron auch geschickt aus, wie er sich denn nun das Rentenalter- samt system vorstelle und wie seine neuen Arbeitsgesetze aussehen sollen. Da kamen auch nur Leerstellen und Phrasen. Egal, falls es Macron wird, so braucht er eine parlamentarische Mehrheit, die er ohne eigene Partei organisieren muss. Er ist dioe letzte Chance durch Reformen und eine europäische Agenda nochmals einen Wachstumsschub in Frankreich herzustellen, der den Franzosen in den nächsten 5 Jahren eine gewisse Verbesserung bei Arbeitsplätzen, etc. gibt. Falls er dies nicht schafft, war er die letzte Chance als eine neue Kraft jenseits von links und rechts Frankreich zu erneuern. Dann käme wohl Le Pen danach dran.

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  4. Jakobiner sagt:

    Auch wenn man Macron als neoliberalen Politiker sieht, so bedeutet doch Marine Le Pen das Ende der Demokratie und der Beginn der Errichtung einer faschistischen Diktatur, die die Linke und die Arbeiterorganisationen zerschlagen und gleichschalten will.

    Daher sei noch einmal Leo Trotzki zitiert, als Deutschlands Linke vor der Wahl stand zwischen Hitler und dem marktradikalen Brüning zu wählen. Vielen dieser Linken scheint nicht bewußt, dass hier die Frage Demokratie und Diktatur zur Alternative steht und dass die Opposition unter einer Le Pen zerschlagen und auf Jahrzente ausgeschaltet würde.Historisch stellt sich die Frage, wie damals der Linken, ob sie Brüning oder Hitler bevorzugen sollte. Trotzki antwortete damals der Sozialfaschismustheorie der Stalinisten, sowie den Brüninggegnern derfolgt:

    “Die Weisen, die sich dessen rühmen, daß sie keinen Unterschied „zwischen Brüning und Hitler“ kennen, sagen in Wirklichkeit: ob unsere Organisationen noch bestehen oder ob sie zertrümmert sind, ist ohne Bedeutung. Hinter dieser scheinradikalen Phraseologie versteckt sich die niederträchtigste Passivität: einer Niederlage können wir nicht entgehen! Man lese nur aufmerksam das Zitat aus der Zeitschrift der französischen Stalinisten: das ganze Problem läuft darauf hinaus, unter wem es sich besser hungern läßt, unter Brüning oder unter Hitler. Wir aber stellen die Frage nicht so: wie und unter welchen Bedingungen läßt sich besser sterben, sondern: wie müssen wir kämpfen und siegen? Unsere Schlußfolgerung ist: die Hauptschlacht muß geliefert werden, ehe Brünings bürokratische Diktatur vom faschistischen Regime abgelöst wird, das heißt, bevor die Arbeiterorganisationen vernichtet sind. Auf die Hauptschlacht muß man sich vorbereiten durch Weitertreiben, Verbreitern und Verschärfen der Teilkämpfe. Dazu braucht man eine richtige Perspektive und darf vor allem nicht den Feind zum Sieger erklären, der vom Siege noch weit entfernt ist.”

    https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1932/wasnun/kap02.htm

    Dass der neoliberale Macron Wasser auf die Mühlen des Front National ist, stimmt zwar, aber er ist ebenso Wasser auf die Mühlen einer linken Alternative wie Melenchon oder einer neu zu gründenden Linken, die wie En Marche aus dem Nichts entsteht, insofern sie die kommenden sozialen und politischen Teilkämpfe gegen einen Präsidenten Macron aktiv führt und organisiert und sich nicht in Passivität , Selbstmitleid und Defätismus übt.Wenn Le Pen an die Macht kommt, landet die Opposition wahrscheinlich im KZ.Warum sollte man nicht probieren, lieber 4 Jahre Macron auszuhalten in der Hoffnung, dass eine starke Linke daraus hervorgeht? Oder mit Berthold Brecht zu sprechen: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft , hat schon verloren!“.

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  5. almabu sagt:

    Muslime, Juden und Protestanten Frankreichs haben sich offziell pro Macron und contra Le Pen ausgesprochen und entsprechende Wahlempfehlungen an ihre Gläubigen veröffentlicht.

    Die Katholische Kirche in Frankreich, noch immer die weit größte Religionsgemeinschaft des Landes, hat dies explizit NICHT getan.

    Sie weigert sich unter Bezug auf den Laizismus eine solche Empfehlung auszusprechen. Damit können Katholiken ohne ein schlechtes Gewissen zu haben die rechtsradikale Marine Le Pen und ihre FN wählen, echt toll?

    Auch der Papst äußerte sich indifferent zu den Wahlen in Frankreich. Auf Fragen von Journalisten sagte er der eine Kandidat sei Rechtsextrem und den anderen Kandidaten KENNE ER NICHT!

    NACHTRAG:
    Marine Le Pen hat wohl inzwischen die Steilvorlage des Papstes erkannt und sie am 5. Mai in einem Interview mit dem Corriere della Sera als dessen UNTERSTÜTZUNG ihrer Präsidentschaft interpretiert. Er habe sich klar gegen Macron ausgesprochen, findet Le Pen, so ganz nach dem Motto „Papst sticht Obama, ätsch!“

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  6. almabu sagt:

    Emmanuel Macron gab einen halboffenen Hinweis auf seinen künftigen Premierminister. François Bayrou von MoDem käme in die engere Wahl. Der ist 25 Jahre älter als Macron und hatte verschiedene Minister- und Regierungsämter bekleidet und ist derzeit Bürgermeister.

    ––––––

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Bayrou

    (letzter Abschnitt interessant!)

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  7. almabu sagt:

    Zumindest indirekt wird in der medialen Berichterstattung über die Präsidentenwahlen in Frankreich so getan, als sei mit der erwarteten Wahl von Emmanuel Macron am kommenden Sonntag das Problem gelöst und Frankreich würde zum Normalzustand zurückkehren.

    Nichts wäre gelöst!

    Frankreich hätte das Problem Macron und dessen Programm, Ziele, Umsetzungsfähigkeit UND Frankreich hätte das Problem Le Pen, die womöglich von 4 von 10 Franzosen gewählt wird und deren absehbare Niederlage eine frustrierte „beinahe-Hälfte“ der Bevölkerung zurücklassen wird.

    Diese rechte Hälfte und ihr Denken wird auf die eine oder andere Weise in die französische Politik der nächsten Jahre einfließen!

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  8. almabu sagt:

    Na endlich, da ist ja dieser Putin!

    Ich glaubte schon, er täte es nicht mehr, er würde sich nicht mehr in Wahlen in anderen Ländern einmischen, genau so wie er es in der PK mit Merkel der Angela und der Welt in Sotchi versprochen hatte?

    Genau vier Minuten vor Inkrafttreten des offiziellen Wahlkampfendes in Frankreich kam der Aufschrei des Macron-Lager:

    Wir sind gehackt worden! „Jemand“ habe die Wahlkampforganisation Macrons gehackt und 9 Gigabyte allergeheimste Daten geklaut und setzt diese jetzt vermischt mit FAKE-NEWS in die Welt!

    Dieser „last-minute-hack“ ist eigentlich eine feine Sache. Wenn Putin ihn nicht veranlasst hätte, dann hätte ihn wohl das Macron-Lager selbst erfinden müssen? Man mobilisiert die eigenen Wähler maximal, man hat eine Entschuldigung sollte das Ergebnis nicht den Erwartungen entsprechen und man hat diesem Putin global-medial eins ausgewischt!

    Ausserdem hat man eine Ablenkung von der eigentlichen Wahleinmischung, derjenigen von Merkel und Obama von denen Merkel indirekt und Obama offen und direkt zur Wahl Macrons aufgerufen hat! Aber das ist natürlich voll in Ordnung, wenn „die Guten“ sich einmischen in Frankreichs Wahlen

    Es habe bereits eine Verhaftung gegeben in Frankreich, irgend so ein Linksextremer, sei der Verantwortliche für den Hack…

    Nun ist mir zwar neu, daß Putin mit Linksextremen zusammenarbeitet, oder gar selber einer sei, und dies auch noch um einer Rechtsextremen an die Macht zu helfen, aber die NYT sprang sofort mit einem größen Artikel darauf an, der irgendwie vorbereitet schien und passend aus der Schublade geholt wurde.

    Es sei, so heisst es, dort ähnlich wie in den USA gelaufen und dort sei es, laut US-Geheimdiensten bekanntlich Putin gewesen, ergo müsse er es auch diesmal gewesen sein! Eine ganz verblüffende Logik dieser US-Geheimdienste und Journalisten, die perfekt Hand in Hand arbeiten…

    Wenn also wegen dieser Fake News Macron die Wahl doch noch verlöre, dann wäre der Schuldige… genau, dieser Erzschurke Putin gewesen ;-)

    ______

    http://www.lemonde.fr/election-presidentielle-2017/article/2017/05/06/l-equipe-d-en-marche-fait-etat-d-une-action-de-piratage-massive-et-coordonnee_5123310_4854003.html

    http://www.lemonde.fr/election-presidentielle-2017/article/2017/05/06/l-equipe-d-en-marche-fait-etat-d-une-action-de-piratage-massive-et-coordonnee_5123310_4854003.html

    http://www.leparisien.fr/elections/presidentielle/l-equipe-macron-denonce-un-piratage-massif-apres-la-publication-de-documents-internes-06-05-2017-6921582.php

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