Stanley Mc Chrystal, der „nette General“ von nebenan?

Am Mittwoch trat ein hochgewachsener, asketisch wirkender US-General in Berlin auf, sprach mit dem FvuzG und Abgeordneten, gab reichlich Presse-Interviews und lobte die Deutschen und deren Einsatz in Afghanistan. Wer ist dieser bescheiden und doch bestimmt auftretende Militär, der uns den Krieg und das Sterben schmackhaft machen will?

Die folgenden Eckdaten seiner Karriere stammen von Wikipedia:
Von 2003 bis 2008 Kommandierender General des Joint Special Operations Command (JSOC) in Fort Bragg. Ab 2006 kommandierte McChrystal zusätzlich die Sondereinsätze des US Central Command (CENTCOM) im Irak. Unter seinem Kommando nahmen JSOC-Truppen im Dezember 2003 den ehemaligen Diktator Saddam Hussein gefangen und töteten mit Hilfe der US Air Force im Juni 2006 den Anführer der Al-Quaida im Irak Abu Musab az-Zarqawi. Bis zum Tode Zarqawis im Juni 2006 war McChrystal der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Nachdem jedoch McChrystals Truppen Zarqawi lokalisiert und einen Luftschlag angefordert hatten, der ihn schlussendlich tötete, begleitete McChrystal die Männer der Task Force 6-26 zum ausgebombten Unterschlupf Zarqawis um ihn persönlich zu identifizieren. Nachdem im April 2004 der Abu-Ghuraib-Folterskandal öffentlich geworden war, wurden Angehörige der Task Force rüder Verhörmethoden bis hin zur Folter von Gefangenen in Camp Nama verdächtigt. 34 Mitglieder der Task Force erhielten Disziplinarstrafen und fünf US Army Rangers wurden wegen Gefangenenmisshandlung in Camp Nama verurteilt.
Ebenfalls öffentlich kritisiert wurde McChrystal für seine Rolle im Nachgang des Todes des Ex-Profifootballers und Army-Rangers Pat Tillman 2004, der von eigenem Feuer getötet wurde. McChrystal genehmigte dennoch die postume Verleihung eines Silver Stars an Tillman mit der Formulierung, Tillman sei „unter verheerendem feindlichen Feuer“ umgekommen (in the line of devastating enemy fire). Am Tag nach der Würdigung sandte McChrystal ein dringliches Memo an hohe Regierungsstellen mit der Warnung, dieses Zitat nicht in öffentlichen Reden zu verwenden, da nicht klar sei, ob Tillman womöglich unter eigenem Feuer gestorben sei. McChrystal war einer von acht Offizieren, für die nach einer Untersuchung des Pentagon Disziplinarstrafen empfohlen wurden. Derartige Strafen wurden jedoch nicht gegen ihn verhängt. Nach einem Bericht der Washington Post von Bob Woodward begann im Frühling 2007 JSOC zusammen mit US-Nachrichtendiensten im Irak eine Reihe von verdeckten Operationen, die zusammen mit der Truppenaufstockung und Strategieveränderung (surge, Aufstandsbekämpfung) unter dem neuen Kommandeur der Multi-National Force Iraq, General David H. Petraeus, wirken sollten. Laut Woodward etablierte McChrystal dabei eine Art zusammenhängender Kriegführung (collaborative warfare), um sich dabei einer breiten Palette von Möglichkeiten zu bedienen, von Abhörmaßnahmen bis hin zu persönlich erworbenen Geheimdienstinformationen, um Aufständische aufzuspüren und zu töten.

Hinter dieser nüchternen Auflistung von Fakten und Erfolgen verbirgt sich die schlichte Erkenntnis, dass dieser Mann wohl einer der effektivsten Killer ist, der gegenwärtig eine amerikanische Uniform trägt. Unausgesprochen im Hintergrund ahnt man Kolateralschäden und Folter. Bei der entfesselten Menschenjagd, für die Mc Chrystal nach Afghanistan geschickt wurde, soll die Bundeswehr, sollen wir Deutschen, nun mitmachen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art der Kriegsführung, die bei uns höchstens von ein- bis zweihundert KSK-Soldaten – weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit – praktiziert wird, nun von den rund fünftausend Frauen und Männern der Bundeswehr unter den Augen der deutschen Medien vollzogen werden soll. Als Killer wurden sie weder militärisch noch psychologisch ausgebildet, noch ausgerüstet. Diese Konstellation lässt erhebliche Probleme und Verluste befürchten…

2 Responses to Stanley Mc Chrystal, der „nette General“ von nebenan?

  1. ebook sagt:

    In der Regierungserklärung zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan kam zum Ausdruck, „Merkel sieht Mandat über jeden Zweifel erhaben“. Ich schon, was hat die deutsche Bundeswehr da zu suchen. Drogenbarone zu beschützen? Mit der gleichen Argumentation kann man fragen, warum ist die Bundeswehr nicht in Dafur? Was ich auch vermisse, was ist eigentlich das Ziel der Bundeswehr in Afghanistan? Je früher die Bundeswehr dieses Land verlässt umso besser.

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  2. almabu sagt:

    Sie haben vollkommen recht! Merkel hat sich taktisch nicht ungeschickt – was man von einer Kanzlerin erwarten durfte – aus der Affaire gezogen! Sich auf Peter Struck, SPD und seinen dümmsten aller Sprüche zu beziehen, hat den Beiss-Reflex der Spezialdemokraten unterdrückt! Der Spruch ist aber immer noch grottenfalsch! Richtig ist vielmehr: Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch durch die Bundeswehr als Invasions-Armee gefährdet und nicht verteidigt! Der dicke Gabriel hat sich wie ein Stück nasser Seife durch die Argumente manövriert nach dem Motto: Wir sind doch so staatstragend. Bitte lasst uns wieder mitspielen! Das ist die Pseudo-Erneuerung der SPD: Die Altlasten Steinmeier, Gabriel und Nahles buhlen um Merkels Aufmerksamkeit!

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