Gehabt euch wohl, Herr Doktor Kohl!

https://www.washingtonpost.com/local/obituaries/helmut-kohl-german-statesman-who-united-his-country-after-cold-war-dies-at-87/2017/06/16/873ee8ea-52a8-11e7-91eb-9611861a988f_story.html?hpid=hp_hp-more-top-stories_helmut-1155am%3Ahomepage%2Fstory&utm_term=.40cd0818f1b7

https://www.theguardian.com/world/2017/jun/16/helmut-kohl-ex-chancellor-and-architect-of-german-reunification-dies-aged-87

http://www.telegraph.co.uk/news/2017/06/16/former-german-chancellorhelmut-kohl-dead-87/

http://www.leparisien.fr/international/allemagne-l-ancien-chancelier-helmut-kohl-est-mort-16-06-2017-7058079.php

http://www.lemonde.fr/disparitions/article/2017/06/16/helmut-kohl-ancien-chancelier-allemand-est-mort_5145914_3382.html

http://www.lefigaro.fr/international/2017/06/16/01003-20170616ARTFIG00259-helmut-kohl-pere-de-la-reunification-allemande-est-mort.php

http://www.elperiodico.com/es/noticias/internacional/muere-helmut-kohl-artifice-reunificacion-alemania-6110210

http://www.abc.es/internacional/abci-muere-excanciller-aleman-helmut-kohl-segun-diario-bild-201706161731_noticia.html

http://internacional.elpais.com/internacional/2017/06/16/actualidad/1497626619_312475.html

http://www.lavanguardia.com/internacional/20170616/423440071729/helmut-kohl.html

http://www.hurriyetdailynews.com/helmut-kohl-father-of-german-reunification-dies-at-87.aspx?pageID=238&nID=114427&NewsCatID=351

http://www.telegraaf.nl/buitenland/28408048/__Helmut_Kohl__87__overleden__.html

http://www.volkskrant.nl/buitenland/helmut-kohl-architect-van-het-nieuwe-europa-op-87-jarige-leeftijd-overleden~a4501293/

Dem ist nichts hinzuzufügen! RIP, „alte Birne“.

4 Responses to Gehabt euch wohl, Herr Doktor Kohl!

  1. Jakobiner sagt:

    Im Nachhinein sieht die deutsche Wiedervereinigung wie ein naturgesetzlicher Vorgang aus. Aber es hätte auch anders kommen können: Nehmen wir einmal an SPD-Kanzler Lafontaine hätte an seiner 2-Staatenlösung festgehalten, hätten wir heute zwei deutsche Staaten, die nebeneinander EU-Mitglied wären wahrscheinlich ohne Euro bestenfalls mit der Aussicht, dann in einer zweiten Stufe zusammenzuwachsen–vielleicht auch mittels einer Volksabstimmung und Neuverhandlung des Grundgesetzes.Fraglich, ob das besser gewesen wäre. Die Ökonomen sagen ja, da eine Ex-DDR-Wirtschaft ohne gleichen Umtauschkurs durch Abwertung die Möglichkeit gehabt hätte konkurrenzfähig zu werden, was andere wiederum bezweifeln, da der technologische Rückstand derart groß war (ein ähnliches Argument bemühen ja heute Ökonomen um Prof. Sinn gegenüber Griechenland und einem Grexit). Man sollte aber auch nicht vergessen, Gorbatschows und Jelzins Leistungen hoch zu schätzen, denn ohne deren Eingreifen hätte es wahrscheinlich eine chinesische Tiananmenlösung und das Gelingen des Putsches rückwärtsgewandter Kräfte gegeben– mit allen möglichen Rückwirkungen dann auf Deutschland und Europa.Gleichzeitig war der Euro aber der Preis der Vereinigung, vor allem auf Betreiben Frankreichs. Heute sehen ja viele den Euro als Ursache für die Europakrise und Finanzkirse, da er keinen optimalen Währungsraum, noch einen europäischen Zentraklstaat hat und deswegen von etlichen Ökonomen als Fehlkonstruktion (nicht wegen des Nichteinhaltens der Maastrichtkriterien, sondern sui generis) gersehen wird.Es bleibt also zufragen, ob es eine Dialektik der Wiedervereinigung und der europäischen Intgeration gab, in deren ersten Schritt Deutschland und Europa noch unter KOhl geeinigt wurde, um dabei aber durch Überexpansion und Überintegration wie auch des Fehlkonstrukt des Euros die dann kommende Europakrise hervorzubringen.

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    • almabu sagt:

      Ich denke heute, daß es zur schnellen Wiedervereinigung durch Beitritt der DDR zur BRD keine realistische Alternative gegeben hätte. Man stelle sich zwei demokratische deutsche Staaten nebeneinander vor, mit dann offenen Grenzen, von denen der eine auf dem wirtschaftlichen Niveau Rumäniens dahin vegetiert, aber durchaus wettbewerbsfähige Wissenschaftler, Forscher und Arbeitskräfte besitzt, die sich von uns und den unseren nicht unterscheiden, die aber nur 20% unserer Löhne und Gehälter bekommen. Die hätten mit den Füssen abgestimmt, oder ein Teil unserer Unternehmer hätte „da rüber gemacht“, weil in der Ex-DDR dann fünf Arbeiter und Angestellte für das Gehalt eines Wessies für sie gearbeitet hätten. Diese Situation hätte letztlich beide deutschen Staaten destabilisiert…

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    • almabu sagt:

      In der geschilderten 2-Staaten-Situation hätte es nach Ihrer Argumentation keinen Euro geben müssen. Da hätte die vorherige Europäische Verrechnungseinheit ECU genügt und die einzelnen Staaten hätten ihre nationalen Währungen plus Auf- und Abwertungsmöglichkeit behalten! Aber das hätte das Problem zweier wirtschaftlich extrem unterschiedlicher deutscher Staaten nicht lösen können.

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  2. Jakobiner sagt:

    Sehe ich auch so. Die Wiedervereinigung war wohl die beste Lösung und 2 deutsche Staaten wurden scheinbar selbst von Maggie Thatcher, Mitterrand und Bush als schlechtere und destabilisierendere Alternative gesehen, weswegen sie Kohl wohl grünes Licht gaben.Die deutsche Bevölkerung war auch dafür, weswegen Lafontaine keine Chance hatten und die Grünen aus dem Bundestag flogen.

    Ob aber der Euro hätte sein müssen–fraglich. Er war wohl der politische Preis der Wiedervereinigung seitens Frankreich, wie die NATO-Mitgliedschaft Deutschlands seitens der USA.Kritiker des Euro befürchteten, dass er die ökonomischen Ungleichgewichte innerhalb Europas immens verschärfen würde, ja dessen Auseinanderdriften eher fördern würde und über ökonomische Krisen auch nationalistischen Gegenreaktionen hervorrufen werde, was ja nicht abwegig ist, wenn man sich die darauf folgende Entwicklung ansieht–von der Klage über den deutschen Exportüberschuss des Weltexportmeisters bis hin zur Austeritätspolitik. Aber all diese Leute wurden als Europagegner stigmatisiert, wie auch Kohl vor allem politisch und nicht ökonomisch dachte. Es bleibt also zu fragen, ob es eine Dialektik der Wiedervereinigung und der europäischen Integration gab, in deren ersten Schritt Deutschland und Europa noch unter Kohl geeinigt wurde, um dabei aber durch Überexpansion und Überintegration wie auch des Fehlkonstrukt des Euros die dann kommende Europakrise hervorzubringen. Deutschland und die EU siegten sich unter Kohl zu Tode, was dann den Grundstein legte, um in der zweiten Phase in eine Krise zu schlittern.

    Man muss natürlich auseinanderhalten, wofür Kohl verantwortlich ist und wofür nicht. Als die rot-grüne Regierung 1998 die Macht übernahm, erklärte sie Deutschland zum „kranken Mann Europas“, der bei Staatsverschuldung, Arbeitslosenquote und Wirtschaftswachstum weit hinter den europäischen und weltweiten Vergleichsziffern hintergelegen habe. Ein sehr dramatisiertes Bild,da viele europäische Staaten auch nicht bessergestellt waren und auch viele im weltweiten Vergleich. Zumindenstens wurde von Kohl das Bild eines konservativen, antimodernistischen Kanzlers gezeichnet, der als provinzieller Saumagenesser die wesentlichen neoliberalen Trends der USA, New Labour in GB und der Globalisierung nicht verinnerlicht habe.Er denke nur provinziell, deutsch und maximal europäisch,höchst korrupt und in einem alten etatisischen Staatsverständnis, dem nun eine neue rot-grüne Regierung der Modernisierung die globalistische Perspektive eines global players Deutschland geben müsse. Die rot-grüne Regierung beschloss eine Lohndumpingagenada 2010 samt allen Stattistikfälschungen,der Deregulierung der Finanzmärkte und eine breite Privatisierung bis hin zum sozialen Wohnungsbau und der Kürzung staatlicher Stellen vor allem im Sicherheitsbereich, die die von den Wirtschaftsverbänden der CDU/CSU und der Bertelsmannstiftung, der Initiative für Soziale Marktwirtschaft und andere neoliberale Think Tanks zirkulierten Ideen in Politik umsetzte, sie sprach sich für die Erweiterung des Euros um Griechenland und der EU um die Türkei aus.

    Alles Punkte, die mit dem angeblich starrköpfigen Kohl und seiner CDU/CSU nicht zu machen gewesen wären . Kohl und die CDU/CSU waren klar gegen eine Aufnahme Griechenlands in den Euro, ebenso gegen eine Aufnahme der Türkei in die EU–aus dem Wissen, dass eine CHP und MHP so nationalistisch wären, dass sie die Balance der EU in ernsthafte Gefahr brächten, wie auch dem Wissen, dass Erdogans AKP keine türkische CDU wäre, sondern eben eher eine Muslimbruderpartei, die eine islamistische Diktatur wollte. Dass Kohls Sohn eine Türkin heiratete, änderte nichts an seiner Einstellung, dass die Türkei kulturell wie auch politisch oder geographisch nicht zu Europa gehört–auch schon mit Hinblick auf die EU-Außengrenzen, die dann in Syrien, Irak und Iran verlaufen würden.

    Ebenso weiss ja Christian Ströbele auf dem Grünenparteitag die historische Leistung Helmut Kohls herauszustreichen, dass er Deutschland in seinen 16 Jahren aus Kampfeinsätzen der Bundeswehr im internationalen Raum herausgehalten hat. Dies als Seitenhieb auf den rot-grünen Humanitätsimperialismus. Ebenso nahm Kohl in Kauf, dass wenn es keine blühenden Landschaften gab, so doch die Leute durch einen Sozialstaat abgefedert werden sollten.

    Seine befürchtete „geistig-moralisische Wende“, vonder viele befürchteten, dass sie eine Rückkehr der CDU/CSU zu den Positionen der 50er Jahre bedeuten würde, fand auch nicht statt, ja selbst die Oder-Neissegrenze akzeptierte er und versöhnte die Heimatvertriebenen mit ihren Gegenübern in den osteuropäischen Staaten und selbst in der AIDSdebatte stützte er Rita Süssmuth gegenüber CSU-Peter Gauweiler, obgleich ihn ja schon auf dem Parteitag 1989 die Modernisierer Heiner Geißler, Rita Süßmuth, Norbert Blüm und Lothar Späth (Buch: Wende in die Zukunft–auch in China übersetzt erhältlich) stürzen wollten, da er so antimodernistisch sei und er seines Bekenntnis eine „scharze Sozialdemokratie“ verhindern wollte–also so alles, was Merkel heute mit der angeblichen Sozialdemokratisierung der CDU so machen soll.

    Kohl begründte mit Waigel den Euro, der aber erst 2002 eingeführt werden sollte. Bis dahin existierte der EU-Binnenmarkt, der ohne Euro bestens blühte und zum wichtigsten Wirtschaftsraum der Welt aufblühte. Wobei man sagen musste. Dies geschah noch unter den Globalisierungs- und Friuedendsdividendengewinnen des Zusammenbruchs des Ostblocks, Kommunismus und der Eroberung neuer Märkte, zumal auch inmitten der Globalisierung, die auch eine riesige Investitionswelle in den neuen Industrien und den BRICS-Staaten brachte. Damit war es spätestens mit dem New Economy-Crash 2001 vorbei, 2002 wurde der Euro eingeführt, Griechenland in den Euro aufgenommen, waren die Anlagen in BRICSländer gesättigt und wurde nur mittels der Derugulierung der Finanzmärkte ala rot-grün und Clinton-und George W. Bush-Regierung und New Labour in GB die Vorrausstezungen geschaffen, dass völlig desperate Immobilien- und Finanzprodukte wegen fehlender Riesterrente noch den letzten finanzkräftigen Untertanen verscheuert werden konnten.

    Daraus ergab sich dann die Finanzkrise 2008, die dann auch auf Europa übersprang und sich vor allem an Griechenland aufmachte. Bei der Beurteilung dessen muss man sehen, dass die Einführung des Euros die Ungleichgewichte in Europa vergrösserte und auch Italien, Spanien, ja selbst Frankreich immer an der Grenze einer Schuldenkrise sich befanden und an der Stufe, die die Existenz des Euros infrage stellte und dabei immer Reformen forderte, die die Bevölkerung zu verarmen bedroht, dass diese dagegen aufbegehrt oder eben nationalistische Rechtsextremismuspopulisten wählt.

    Aber Griechenland war der Extremfall:Zum einen hätte man wie Kohl die Griechen nicht in den Euro geholt, dies war eine rot-grüne Entscheidung zusammen mit vielen EU-Südländern, die da eine Stärkung ihrer Position innerhalb der EU sahen. Zum einen beruhte die Entscheidung sich derart zu verschulden nicht in der Logik des Euros, da man sich eben nicht verschulden haben müsste trotz niedriger Zinsraten. Aber Gelegenheit macht Diebe und die ökonomischen Rahmenbedingungen befördern dies. Selbst die rot-grüne Regierung hielt die Maastrichtkriterien nicht ein und schuf einen Präzendenzfall für Europa, der dann weidlich auch von anderen Regierungen genutzt wurde.Von daher mehr eine politische Spirale, denn eine streng ökonomische, die direkt dem Euro zuzuordnen wäre.

    Inwieweit dies der spendable Kohl mitgemacht hätte, weiss ich nicht. Europa ging ihm ja über allem, wenngleich er Griechenland nicht in die Eurozone aufgenommen haben würde. Jedenfalls hat sich Helmut Kohl in seinem letzten Buch mehr nostalgisch geäussert und keine neuen Visionen für Europa gebracht. Von daher sollte man schon seine historische Rolle anerkennen, aber eben in Maßen. Gegenüber Merkels Flüchtlingspolitik äußerte er sich kritisch: Das Elend und die Fluchtzwellen der Welt könnten nicht in Europa angesiedelt werden, sondern müssten vor Ort gelöst werden. Lösungsvorschläge dazu bringt er nicht.Auch keine europäische Lösung, sei es nun ein EU-Fonds, den der CSU-Entwicklungsminister für die Flüchtlingslager vor Ort fordert. Von daher sollte man ihm seinen Platz in der Geschichte lassen, aber ihn nicht als Problemlösungsvorbild für alle Zeiten beschwören.Pietät hin, Pietät her!

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