Frankreichs gut geplante, spontane Rettungsaktion in Mali.

Sepp Aigners sehr empfehlenswerter Blog „kritische massen“ verlinkte auf zwei Artikel zum Thema Mali von „German Foreign Policy“ und von „Hintergrund“, welche über die reine Tagesaktualität weit hinausgehen und die Hintergründe ausleuchten.

Kurz zusammengefasst:
Die USA und Frankreich haben in Westafrika jahrelang konkurriert. Die Welt- gegen die Ex-Kolonialmacht, sozusagen! Geputscht wurde von einem Soldaten, der drei Jahre in den USA ausgebildet worden war. Aber es war dieser Putsch, der den militanten „Islamisten“  den Weg frei machte zur Eroberung und geplanten Abtrennung des Nordens von Mali.

Frankreich preschte vergangenen Freitag anscheinend selbstlos vor, als die Einnahme von Bamako und damit ganz Malis durch die Islamisten drohte. Dabei musste das französische Handeln militärstrategisch und logistisch ganz unspontan, lange und gründlich vorbereitet worden sein.

Hinter den Kulissen streiten die USA, der Weltsicherheitsrat, die Nato, die EU, Chinesen und die EU-Partner Großbritannien und Deutschland um Macht und Einfluß. Präsident François Hollande, „die Schildkröte“, hat Fakten geschaffen. Die anderen müssen jetzt reagieren und das tun sie auf unterschiedliche Weise:

Spanien will ein Transportflugzeug stellen und rund 30 Ausbilder für Malis Armee.

Dänemarks Parlament stimmt heute ab über die dreimonatige Entsendung eines Transportflugzeuges C-130 Hercules. Es kann bei parlamentarischer Zustimmung sofort abfliegen.

Belgien prüft die Verlegung einer C-130 Hercules oder von Medizinern aus dem nahen Kongo.

UK und Kanada wollen zusammen drei große Frachtmaschinen des Typs C-17 für diese Woche zum Transport von Militärgütern von Frankreich nach Mali zur Verfügung stellen. Hier sieht man das generelle Fehlen von nennenswerten Lufttransportkapazitäten im Langstreckenbereich der europäischen Armeen.

Die EU will insgesamt rund 250 Ausbilder und 300 Soldaten zu deren Schutz nach Mali entsenden.

Die USA wollen Aufklärungsdaten und evtl. Drohnen stellen.

Deutschland überlegt noch! Eine Lösung müsse politisch sein, sagt der Außenminister. Aber Westerwelle und Niebel waren kürzlich in Mali. So überrascht von der Entwicklung und den Verhältnissen in Westafrika sollten die Deutschen also nicht sein?
Das heisst im Klartext: Deutschland eiert herum, zwischen seinen politischen und wirtschaftlichen Ansprüchen und militärischen Möglichkeiten und der Angst von einer faktischen Entente zwischen Frankreich und England ausgeschlossen zu sein und so auch in Europa Einfluss zu verlieren. Vermutlich war Frau Merkel die Letzte, die von Hollande informiert wurde?

Niemand ausser Frankreich, also weder die UN, die EU oder die NATO möchte sich diese Mission zu Eigen machen, sie unterstützen sie aber verbal und konkret auf Bilaterale Weise.

In Mali gibt es Gold, und es wird Öl, Gas und Uran vermutet.. Ausserdem ist das Land strategisch zum Schutz des Uranabbaus in Niger durch französische Firmen von Bedeutung. Ausserdem soll es in Mali einen relativ unbekannten Flughafen geben, auf dessen mehrere Kilometer langen Piste Drogen-Jumbos aus Südamerika landen. Mali sei ein wichtiger Drogenumschlagplatz mit dem Ziel Europa.

15 Responses to Frankreichs gut geplante, spontane Rettungsaktion in Mali.

  1. A. Illi sagt:

    Wenn Deutschland jetzt rumeiert, spricht das einerseits gegen die Kompetenz des BND bzw.die Auffassungsgabe verantwortlicher deutscher Politiker, andererseits hoffentlich für eine gewisse zur Besonnenheit neigende Zurückhaltung.

    Das macht Deutschland seit dem Basta zum Irak-Krieg und Enthaltung zum libyschen Auftakt zu Mali zu einem der noch etwas sympathischeren Länder, während viele andere sich um zu zerfleddernde Staatsleichname scharen, um ja ein Stück der Beute abzubekommen und sich vor ihren peers zu gar wohlfeil profilieren (als Mitläufer nämlich).

    Überlegen ist fast allemal besser, als sich aus Angst vor Übervorteilung in ein unüberschaubares Getümmel zu werfen.
    Noch besser wäre es gewesen, wenn Westerwelle und Niebel die klaren Zeichen der Zeit erkannt und sich Konzepte zurechtüberlegt hätten, aber ehrlich gesagt traue ich das Guido-guck-in-die-Luft, der von Mali wahrscheinlich die Edeltouristen-Route im Safari-Outfit gesehn hat und dem grobschlächtig erscheinenden Teppichhändeler Landbaron Niebel momentan bisher kaum zu.

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    • Alexander I1lli sagt:

      Ich bin nochmal hier, um auf meine scheinbare Fehleinschätzung bezgl. Herrn Niebel hinzuweisen, der sich laut des verlinkten Artikels für eine politische Lösung einsetzt.

      Am liebsten würde ich viel mehr plausibel und besonnen klingende aktuelle Aussagen von Herrn Niebel zitieren, kenne aber das Zitierrecht nicht, deshalb ein paar äschnipel: „Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat sich gegen ein größeres militärisches Engagement der Deutschen in Mali gewandt. Militärische Interventionen seien kein „Allheilmittel“, sagte Niebel der „Welt am Sonntag“. Das schärfste Schwert gegen Extremismus sei die Entwicklungspolitik. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS müsse „so bald wie möglich“ eine ordnende Rolle in Mali übernehmen. „Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass es sich um Postkolonialismus handelt.““

      Also, sorry, nichts für ungut, Herr Niebel. Respekt.

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  2. A. Illi sagt:

    Ich bin z.Zt. ziemlich an dem Thema dran, da ich nicht sehr weit von Mali wohne, mit meiner Familie, und aus allgemeiner Empörung über den infamen, perfiden Umgang mit Afrika (nicht nur Afrika, die Manipulation ist fast allerorts).

    Hier ist bisher einer der defintitv fundiertesten mir untergekommenen Artikel (Link unten).
    Demnach ist ‚Deutschland‘ keineswegs überrascht, sondern an der Planung des Einsatzes seit Längerem beteiligt:

    Zitat: „At last, the United Nations Security Council’s resolution N 2085 was adopted on December 20, 2012 authorizing the military intervention in the country. (7) The African-led International Support Mission to Mali (AFISMA) was allowed to be deployed. The force is to include Malian (5000 men strong) and international (3300) forces. The concept was worked out by Malian authorities together with “partners” and approved by the African Union and ECOWAS. Now, who are the Malian partners? The USA, France, Germany, Canada, Algeria, Mauritania and Niger. “
    http://www.strategic-culture.org/news/2013/01/14/military-intervention-mali-special-operation-recolonize-africa.html

    …und Frankreich, so deutet dieser Artikel nicht völlig überzeugend belegt an, hat die Proliferation von libyschen Waffen und „AlQaida“-Übernahme und Ausnutzung der Tuareg-Unabhängigkeitsbewegung schon seit Jahren geplant gehabt, um nun „Einschreiten“ rechtfertigbar erscheinen lassen zu können.

    „(…) the toppled President Amadou Toure used to say Paris is more dangerous than Timbuktu! “

    So, und damit belasse ich es vorraussichtlich,

    mit freundlichen Grüßen

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    • almabu sagt:

      Danke für die interessanten Infos und persönlichen Eindrücke, und vor allem, viel Glück da unten!

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      • Alex Illi sagt:

        Danke, das freut mich sehr, sogar :)

        Vielen Dank auch für die engagiert auf Ihrem Blog vorgebrachten Informationen.

        Es fällt mir oft schwer, Kommentare zu diesem Thema zu lesen,
        weil mir der mangelnde Weitblick der meisten Beobachter und daraus resultierende Forderungen nach Aktionismus und Krieg schwer erträglich sind.
        Seit dem Moment, als ich die WTC-Anschläge am 9.Sept.2001 im Fernsehen gesehen hatte, als die Fernsehmoderatoren noch z.T. rätselten, ob das Bomben oder Raketen oder Brandstiftung gewesen sei, noch bevor das zweite Flugzeug einschlug, war mir eins klar: Wer auch immer das getan hatte – egal. Denn aus den USA verlautbarte blitzschnell: Al Qaida, Bin Laden, „Islamisten“ (dieses Wort verbreitete sich blitzschnell). Also war mir klar: die Welt sollte gespalten werden, traumatisch und tief. In „Westen“ vs. „Islamisten/Terroristen/Unwestliche“. …und dieses Drehbuch hat sich seither Akt für Akt entfaltet. (Sogar schon vor 9/11 war eine ständige Vorbereitung dieses Szenarios als unterschwelliger Trend zu spüren gewesen („Clash of Civilisations“).)

        Von daher sind diese tragischen Entwicklungen alle nur ein tragisches „Divide-et-Impera“ inszeniertes Schaustück, um die Gewaltspirale Stück für Stück anzuheizen, und Alle, die dort nach Gewalt rufen, um „Humanitarian Relief“ zu bringen, sind darauf reingefallen und nehmen selbst eine der „Seiten“ dabei ein.

        Wer in Mali wirklich hätte helfen mögen, hätte Monate Zeit dazu gehabt. Aber jetzt, in letzter Minute, passend zur einzigen für „westliche“ Soldaten auf Dauer leistungszuträglicheren Jahreszeit, entfaltet sich das Drehbuch in ‚Perfektion‘ für die humanitäre Alternativlosigkeit des Eingreifens.
        Wobei die „Westlichen“ Medien, die leider meist +- unbewusst eine Kriegspartei darstellen, wieder möglichst wenig über Opfer dieses „Eingreifens“ berichten wird, nach erfahrungsgemäß wahrscheinlicher Vorausabschätzung.

        Bei diesem „Clash of Civilisations“ werden so oder so Alle, die sich dort hineinziehen lassen, zu meinen, sie kämpften auf der Seite der überwiegend „Guten“ oder des geringeren Übels, und nicht darüber stehen, sich tragisch irren.

        Das kann ich nämlich am „Westen“ nicht erkennen, dass er weniger Opfer hervorbrächte oder Zerstörungen und Kriege anzettele als die vermeintliche Feindpartei.

        Wie wahres humanitäres Friedensengagement aussieht, zeigen Menschen wie Reinhard Erös, der, aus Bayern stammend, in Afghanistan hunderte Schulen baute bzw. deren Bau initiiert, auch für Mädchen. Diese Schulen bleiben auch in der Regel stehen, weil er dies stets vorher mit der einheimischen Bevölkerung bespricht und die Einwilligung des Ältestenrats dazu holt. Er tritt auch respektvoll auf und trägt z.B. meistens die traditionelle Tracht (z.B. Pashtunisch). Auch nach dem ISAF-Besatzungsbeginn hat er damit erfolgreich weitergemacht. Ohne Waffen zu tragen und ohne Bodyguards und ohne Militärbegleitung.

        Das ist wirklich ein Mann, ein Mensch, zu dem ich sage: „Hut ab“ vor so viel Mut und Liebe und Hingabe und Kraft.
        Wenn wir auch nur 50 von Solchen in Afghanistan hätten, dann wären die radikalen, extremistischen ‚Taliban‘ nur mehr eine Randerscheinung der Geschichte.

        Denn der „Westen“ schafft sich mit seinem blind-ängstlichen Hyper-Aktionismus seine Feinde selbst. Wer Drohnenangriffe und Bomben auf wehrlose Zivilisten sät, wird aller Wahrscheinlichkeit nach „Terrorsimus“ ernten. Das würden die „Westler“* umgekehrt auch nicht anders sehen und machen, wenn jemand aus heiterem Himmel ihre Verwandten auf der Hochzeit „in die Luft sprengt“ und dann auch noch die herbeieilenden Helfer Rettungskräfte in einem kalkulierten Zweitschlag, wie bei US-Drohnen-Angriffen üblich.
        Den verbittert sich evtl. Wehren oder Rächen wollenden Opfer dann noch das Etikett „Al Qaida“, „Islamisten“, „Aufständische“, „Militants“, „Collateral Damage“ überstolpen wollen, und schon hat man das perfekte Feindbild selbst erschaffen, samt – welch eine „Überraschung“ – weltweit aufkommender „Terrorbewegungen“.

        Vor so viel Naivität im „Westen“ (und „Osten“ und „Süden“ und…) kann ich nur ‚ungläubig‘ den Kopf schütteln, denn so verdammt blöde schauen die Leute doch gar nicht aus ,oder?

        Manchmal hoffe ich angesichts solcher Narretei und Tollheit fast, dass sich die biblische Prophezeihung erfüllen möge: Alle, die partout Krieg wollen und zu dumm sich stellen, die Spaltungslügen zu durchschauen und stattdessen lieber Action sehen, begeben sich in die Ebene von Megiddo, wo sie hoffentlich nicht allzuviel Zerstörung anrichten können, weil dort eine weite Ödnis sein soll, und metzeln sich gegenseitig in einem letzten Opfer ab, damit der Blutdurst gestillt sei und sich die anderen auf Konstruktives und Schönes konzentrieren können.
        Hoffentlich störten sie dabei die Eidechsen unter den Steinen bei ihrem Har-Mageddon nicht allzu sehr.

        Verhalten ala Erös = Heldenhaft, Friedensstiftend
        Verhalten ala Obama = feige, terrorstiftend

        (* Wer Pauschalisierungen irgendwo wähnt, darf fast überall ein „fast“, „meistens“ usw. selbst davorgesetzt sich denken)

        Hier wo ich wohne, ist in etwa die graduelle Grenze zwischen „Moslems“ und „Christen“, und es gibt keine Probleme. Die Leute heiraten sogar untereinander und Gewalt zwischen ihnen ist unbekannt.
        Solange niemand kommt, und mit Lügen aus „geopoltischen“ oder „eschatologisch-pseudo-messianischen“ Gründen diese ‚einfachen‘ Menschen hier gegeneinander aufzuhetzen versucht, bliebt dass auch so.
        Wenn der pummelige kleine Hollande oder der irgendwie undurchschaubare Obama oder sonstwer mit „Global-Player“-Größenwahn laublütig auf’s „Spiel“ setzten, würden
        sie früher oder später bittere, bittere Reue bekommen.

        Einzelne Moslems, die mir trauen, habe ich schon sagen gehört: Die US mögen Krieg zu sehr.

        Reinhard Erös = Friedenspreis verdient
        Obama, Hollande … =… …

        Danke,
        mit lieben Grüßen,
        und ‚Bussi an Stella-#
        Alex.

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  3. Für mich ist die Frage: Wollen wir durch Nichtstun die 15 Millionen Menschen in Mali den talibanischen Extremisten ausliefern?

    All die anderen Gesichtspunkte, die hier genannt werden, sind sekundär. Ob und in wie weit sie stimmen, das ist schon auch interessant, aber nicht die Hauptsache.

    Wenn Ansar-al-Dine und Mujao das Land erobern und ihm ihre Herrschaft aufdrücken – Sharia in ihrer brutalsten Form, samt Verbot von Musik, Frauen raus aus allen Berufen und allen Schulen … – was hieße das für die Menschen in Mali?

    DAS ist es, was MICH motiviert. DARUM unterstütze ich Hollandes Entscheidung.

    Es macht mich ärgerlich, wenn ich sehe, wie hier einige zynisch das Volk von Mali dem (an sich gerechtfertigten) Anti-Imperialismus aufopfern möchten.

    Der Feind meines Feinds ist manchmal NICHT mein Freund.

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    • almabu sagt:

      Ich sagte schon am Schluss meines ersten Beitrags zu Mali, dass ich auf der Basis meines Kenntnisstandes das französische Vorgehen für gerechtfertigt halte. Es ist allerdings fast zwangsläufig, dass jetzt immer mehr über die Lage in Mali, die Entwicklung und Hintergründe bekannt wird. Die unmittelbare Bedrohung, der Notstand, hat allerdings der Westen erst in den letzten Monatebn konstatiert. Auch dies müssen wir also als gegebene Grundlage einbeziehen. Andere behaupten, in Mali habe sich konkret gar nicht viel verändert. Diese Gruppen gingen dort seit Jahren aus und ein. Wenn die militärische Lage aber wirklich so kritisch ist, dann sind die Franzosen mit viel zu wenig Menschen und Technik in dieses Riesenland rein gegangen. 4 Jets aus großer Entfernung mit Luftbetankung, 750 Mann und eine handvoll Panzer. Scheint mir nicht angemessen, angesichts der behaupteten militärischen Gefahr?

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  4. almabu sagt:

    Eine Frage hätte ich schon noch, Leo! Mali ist kein Einzelfall. In den Ländern drum herum herrschen gleiche oder zumindest ähnliche Verhältnisse. Die Grenzen stehen hauptsächlich auf dem Papier. Muss Frankreich und wir im Schlepptau hinterher, da auch überall einmarschieren und den militanten Islamismus bekämpfen? Die USA sollen dies genau dort rund fünf Jahre lang mit 600 Millionen Dollar und Ausbildern versucht haben. Sie halten sich jetzt zurück.
    Sind wir, die Deutschen, die Bundeswehr jetzt gefordert?

    Oder will der Nato-Grüne Trittin mit der Bundeswehr den Uran-Nachschub für Frankreichs Kernkraftwerke absichern?

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    • Ich hab auf solche Sachen eine einfach Antwort parat: Man macht, was man machen kann. Man setzt Prioritäten.

      Ich kann in und mit und gegen Saudi-Arabien nix machen. Also lass ich es. Aber in Mali kann ich was machen, und es ist ein Fall mit Priorität.

      Ergo mach ich was. Bzw. will ich, dass man tut, was man im Rahmen der eigenen Interessen tun kann.

      Ich kann mit meinen persönlichen Aktionen nicht allen helfen. Aber ich helfe nach meinen Möglichkeiten – und lass mir keine grauen Haare darüber wachsen, dass meine Möglichkeiten begrenzt und meine Hilfe ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

      In Mali kann man den Vormarsch der Dschihadisten stoppen. Also tut man es. Glücklicherweise. Dank an Hollande!!

      Und bitte mehr Engagement zu seiner Unterstützung aus Deutschland! Sehr viel mehr.

      (Ich versteh nicht so recht, wieso der Fall Mali identisch sein soll mit irgend einem anderen Fall. Er ist so besonders wie jeder andere Fall auch. Wieso soll ich Mali den Fundamentalisten überlassen, nur weil ich Saudi-Arabien und Somalia den Fundamentalisten überlassen muss?)

      (Herrschen im Niger, in Burkina Faso, im Tschad, in Nigeria, in Mauretanien die Dschihadisten? Soo ähnlich sind diese Länder der Dschihadistenhölle nicht, die da gerade in einem Teil von Mali etabliert worden ist.)

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  5. almabu sagt:

    Passiert ja nicht allzu häufig, dass ich SPON zitiere, aber die Jungs in HH sind zu einer ganz ähnlichen Einschätzung gekommen, wie wir sie hier seit Tagen verbreiten:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-frankreich-kaempft-gegen-islamisten-und-um-bodenschaetze-a-877679.html

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  6. Was geht in Timbuktu, in Gao, in den anderen Städten, in den Dörfer vor sich unter der Herrschaft der Dschihadisten? – Einfach nur das, was vorher auch war?

    Ich bin ja nun nicht dort. Ich sitze in meinem Wohnzimmer, lese, wäge ab …

    … und riskiere es, denen zu glauben, die uns mitteilen: Dort geht es jetzt „talibanisch“ zu. Wir wissen, was das heißt.

    Vorher ist es dort eben nicht so zugegangen. 90 Prozent der Bürger Malis sind Muslime – aber fast ausschließlich von der liberalen, toleranten Sorte. Religion und Staat sind ordentlich getrennt, die animistischen Dogon werden respektiert, Christen können christliche Gemeinden einrichten und in ihren Kirchen die Messe besuchen.

    So ist es fast im ganzen Land. Fast. Ich vermute, in Timbuktu ging es auch vor der Übernahme durch die Dschihadisten schon weniger multireligiös und weniger liberal zu. Aber jetzt ist – wenn man den Berichten trauen darf – dort die religiöse Hölle los.

    Mir ist nicht bekannt, dass die Dschihadisten die Bevölkerung der von ihnen beherrschten Gebiete (ca. 1 Million Menschen) dazu einladen, demokratisch abzustimmen, ob sie denn gewollt sind oder nicht.

    Aber das scheint mir doch gewiss: dass die allermeisten Bürger, auch die Muslime Malis, die Dschihadisten fürchten.

    Wenn man mich davon überzeugen möchte, dass der militärische Einsatz Frankreichs und eine Unterstützung durch Deutschland hier und heute falsch sei, dann wird man mir plausibel machen müssen, dass es sich bei Ansar und Mujao nicht um Dschihadisten, nicht um taliban-ähnliche Gruppen handelt, oder dass in Mali eine Mehrheit deren Herrschaft akzeptieren würde. – Würden die Leute mit der Achsel zucken und sagen, die sind auch nicht viel schlimmer als das, was wir bis jetzt haben – in diesem Falle würde ich traurig meinen Kopf schütteln und resignieren.

    Was militärische Unterstützung aus Deutschland angeht: Wenn es richtig ist, was Frankreich macht, dann wäre es auch richtig, wenn Deutschland dabei voll und ganz unterstützend tätig würde.

    Über die Hintergründe, über die speziellen Interessen westlicher Regierungen und westlicher Konzerne, über die imperialistischen Strategien und Tricks, über den Unfug des „Kriegs gegen den Terror“, über die manipulative Dämonisierung der Dschihadisten, über Landgrabbing in Mali, über die Ausbeutung eines Landes wie Mali, über Gold und Uran, über Sanogo und Touré, über die Tuareg und ihre Probleme … über alles muss man reden.

    Aber mit mir geht es nur, wenn zuerst klar ist: Wir liefern Mali nicht den Dschihadisten aus!

    Warum schreibe ich nur das – und nichts anderes zum Thema? – Weil ich schon wieder die antiimperialistische Propagandamaschine rattern höre und nicht möchte, dass der wesentliche Gesichtspunkt (der Terror der Dschihadisten, wo sie herrschen) in der wuchernden Auflistung aller westlicher Fehler und Untaten untergeht.

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    • almabu sagt:

      Dein moralisch klarer Standpunkt ist sehr ehrenwert, Leo nur unhaltbar, und das weisst Du natürlich ebenso gut wie ich! Nach Deinen Kriterien müssten wir so etwa in einem Drittel der Welt sofort eingreifen und unsere absoluten, moralischen Werte global militärisch durchsetzen. Das wäre der „Clash of Civilizations“, der Kreuzzug 3.0, oder weiss Gott, wie Du das nennen willst.

      Unterstellt, wir, der Westen teilen gemeinsame Werte, dann lassen praktisch alle Frankreich im Moment hängen aus ganz egoistischen, durchsichtigen politischen Gründen. Sind wir uns soweit einig?

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  7. almabu sagt:

    Während wir uns um komplizierte, keineswegs eindeutige Sachverhalte bei äusserst dürftiger Faktenlage in der Sahara kümmern zu müssen glauben, fliehen in der EU, direkt vor unseren Augen, Ungarische Juden nach Wien vor dem grassierenden Antisemitismus, der an finstere Zeiten erinnert. Dazu von uns Moralisten kein Wort…

    http://derstandard.at/1358303759412/Immer-mehr-ungarische-Juden-uebersiedeln-nach-Oesterreich

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  8. almabu sagt:

    Die beiden betagten C-160 Transall-Maschinen der Bundeswehr kennen den Weg nach Mali vielleicht bereits. Schon in den 70er und den 80er Jahren flog die Bundeswehr Hilfsflüge nach Afrika…

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