Erdoğans Wadenbeisser Davutoğlu tritt nach gegen den alevitischen Pastor Gauck!

Mehr als eine Woche nach seinem Herrn und Meister hat der türkische Außenminister festgestellt, dass die Türkei kein zweitklassiges EU-Land sei! Da hat er sogar doppelt recht wie ich finde, denn die Türkei ist weder zweitklassig noch ein EU-Land.

Dann fährt er mit seinen Sorgen fort: In den Straßen Europas grassiere der Rassismus. Die Islamfeindlichkeit sei besorgniserregend. Häuser von Türken würden angezündet in Deutschland. Da hat er schon wieder recht, der Ahmet.

Die Türkei dürfe man erst kritisieren, wenn man genügend Asche auf das eigene Haupt gestreut habe, will er uns offenbar sagen?

Dies alles erklärte er auf einem Treffen der Union türkischer Demokraten Europas in Österreich.

Womit wir wieder beim Thema wären. Die Türkei ist kein EU-Mitglied, versucht aber ständig in vielfältiger Art und Weise in die EU hinein zu regieren, bzw. zu wirken. Der geplante Wahlkampfauftritt des „Großen Führers“ in Deutschland sollte überdacht werden. Es ist das alte Lied: Wer vor der Disco steht, kann drinnen schwerlich die Musik bestimmen, oder?

Doch alles, was Davutoglu an uns berechtigterweise kritisiert, kann nicht von den türkischen Misständen ablenken oder diese gar relativieren oder entschuldigen und hier – in diesem tiefsitzenden Reflex – liegt ein Unterschied in der politischen Kultur, der eine Türkei in der EU nur sehr schwer vorstellbar macht.

Derzeit liegen jedoch die gravierendsten Hindernisse für solch einen Beitritt der Türkei in der EU selbst, die gerade eine schwere Identitätskrise erleidet und deren Ende derzeit leider als offen bezeichnet werden muss. Wenn diese EU, die einst wirtschaftlich eine Stabilität Europas gegen die UdSSR UND Deutschland garantieren sollte, ähnlich wie es auch die NATO militärisch sein sollte, in den Augen der USA oder ihrer Akteure („Fuck the EU“) entbehrlich werden sollte und das dürfte allerspätestens nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens TTIP der Fall sein, dann wird dieser wuchernde Moloch schneller Geschichte sein, als seine Entstehung dauerte. Die Rechten Totengräber der EU scharren überall mit den Hufen und wer weiss, vielleicht ist da bald gar nichts mehr, dem die Türkei beitreten könnte? Dann spätestens, hätte sie Glück gehabt…

3 Responses to Erdoğans Wadenbeisser Davutoğlu tritt nach gegen den alevitischen Pastor Gauck!

  1. almabu sagt:

    Einen ergänzenden Bericht zum Thema hier:
    http://www.al-monitor.com/pulse/originals/2014/05/freedom-house-turkey-not-free-report-media-davutoglu.html?utm_source=Al-Monitor+Newsletter+%5BEnglish%5D&utm_campaign=dad14bd281-January_9_20141_8_2014&utm_medium=email&utm_term=0_28264b27a0-dad14bd281-102306473

    Erschreckend wie schnell auch die offizielle Türkei erklärend zu Verschwörungen des Westens und (natürlich!) der Juden greift, wenn sie sich mal wieder angegriffen fühlt!

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  2. almabu sagt:

    „…75 percent of Turkish media and 80 percent of all columnists are against the ruling Justice and Development Party (AKP), has claimed the deputy leader and party spokesperson Hüseyin Çelik…

    …“The circulation of the newspapers in Turkey is around 5 Million. Three quarters of them are in opposition of the AK Party. Those deemed to be pro-government newspapers have circulations of around 1,200,000. There are around 1,000 columnists and four fifths of them are against the AK Party.”…

    …Çelik directed his criticisms at Turkish journalists who seemed to be happy about the critical report…

    …“Our opposition media jumped for joy over this report. There are those who are delighted, just like those who are becoming happy when international rating bureaus are downgrading Turkey’s rate. This is immoral. This is the reflection of a sick mentality,” Çelik said…

    (from HÜRRIYET DAILY NEWS)

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  3. Leo Brux sagt:

    Çelik rechnet so: Jedes Presseorgan, das EINMAL in letzter Zeit noch etwas Kritisches über Erdogan oder die AKP drin hatte, wird zu den Gegnern gerechnet – selbst dann, wenn dieses Medium eigentlich ganz überwiegend pro Erdogan oder sonstwie AKP-kritikamputiert schreibt.

    Richtig ist aber, dass drei große Zeitungen erdogankritisch schreiben: Zaman, Hürriyet und (teilweise, schon etwas kastriert) Milliyet. Das macht ca. 2 Millionen der türkischen Gesamtauflage. Kleinere kommen dazu, Cumhuriyet zum Beispiel, radikal – also die Hälfte ist es schon noch, die tatsächlich Opposition macht.

    Dazu kommt aber vor allem: Wer liest denn in der Türkei Zeitung? – Gesamtauflage pro Tag 5 Millionen – bei 50 Millionen Wählern.

    Diese 50 Millionen sehen fast alle fern und informieren sich über Politik durch das Fernsehen und nur wenig durch Zeitungen. Die mainstream-Sender sind aber fast alle (außer Gülens samanyolu) wie gleichgeschaltet; wehe dem, der Erdogan kritisiert oder durch irgend etwas in schlechtem Licht erscheinen lässt oder es wagt, die Opposition anders als negativ zu bringen, wenn überhaupt – oder gar etwas auch nur andeutungsweise Kritisches über den Islam zu senden unternimmt oder sonstwie „unsittlich“ (etwa mit zu großzügigem Decolleté) daherkommt. Da gibt es eine eigene Behörde, die sofort saftige Geldstrafen aufbrummt, und das ist dann noch glimpflich und eher eine Gelbe Karte.

    Also, fast ganz oder ganz gleichgeschaltet (wie in Russland oder in Nordkorea) sind die Medien noch nicht. Es gibt schon noch Möglichkeiten, erdogankritische Informationen und Kommentare zu publizieren und zu lesen. Der Spielraum wird aber immer mehr eingeengt und der Tag ist abzusehen, an dem man russische Verhältnisse haben wird.

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